Dialogischer
Mathematikunterricht

Das Reisetagebuch

Das Reisetagebuch dokumentiert die Spuren des individuellen Forschens. Der Lernende schreibt seine Gedanken auf und kommentiert die jeweiligen Schritte - Rechenweg, Lösungsversuch, Beweisidee oder Fehler-, die er unternimmt. Die schriftliche Sprache spielt dabei eine große Rolle:

Beim Schreiben verlangsamen und klären sich die Gefühle und Gedanken, nehmen Gestalt an und fordern zur Stellungnahme heraus. Wer schreibt, übernimmt in besonderer Weise Verantwortung für seine Position, öffnet sich der Kritik. (Gallin und Ruf, 1998)

Durch die Transformation der mathematischen Fragestellung und ihrer Lösung in die Sprache des Lernenden wird eine Verbindung mit dem Ich erzeugt, die dem verständnislosen Anwenden von Formeln entgegenwirken soll.

Ein kreatives Herangehen an die mathematischen Probleme wird von den Schülern gefordert, indem sie verschiedene Wege erproben sollen. Ein Unterschied zu einer herkömmlichen Aufgabenstellung ist die andere Herangehensweise der Schüler an solche Arbeitsaufträge: Hier sind unkonventionelles Ausprobieren und "Fehler machen" nicht verboten, sondern absolut erwünscht.

Die Schülertexte helfen dem Lehrer, die individuellen Denkweisen des Schülers aufzuspüren und so eine gezielte Beratung und später auch eine Beurteilung anzustreben. Hier wird auch transparent, mit welcher Intensität sich ein Schüler mit einer Sache auseinandergesetzt hat. Durch die Möglichkeit, Vorstöße in Richtungen, die ursprünglich nicht beabsichtigt waren, zu honorieren, werden Schüler zum selbständigen Forschen ermutigt und trauen sich so auch einmal in der Mathematik über den Tellerrand hinauszublicken.